Kohlscheid im April 1935

01.04.1935 Die Lehrerin Adele Rothkranz ist ab heute in Kohlscheid tätig. Sie wirkte bisher in Merkstein. (WB, 04.04.1935)
02.04.1935 Aus der Bevölkerung wird der Wunsch laut, daß zwischen Kohlscheid und Bardenberg eine Kleinbahnlinie gebaut wird. Trotz der Pendler und des dortigen Krankenhauses gibt es bisher keine Fahrgelegenheit zwischen den beiden Orten. (Volksfreund, 02.04.1935)
04.04.1935 Auf Einladung durch den Heimatverein spricht Dr. Kuetgens zum Thema "Deutsche Führer, deutsche Künstler". (WB, 12.01.1935)
Alle Leiter der vorjährigen Mailehngruppen haben bei Schillings eine Besprechung. Die Organisation der Aktivitäten liegt wie im Vorjahr bei der Ortsgruppenleitung der NSDAP. (WB, 01.04.1935)
05.04.1935 Die Ortsgruppe des NS-Lehrerbundes fährt mit der Eisenbahn zur Rheinlandhalle in Köln. Anlaß ist eine kulturpolitische Tagung mit Reichsminister Rust und Gauleiter Staatsrat Grohe. (WB, 04.04.1935)
14.04.1935 Die Kohlscheider Spar- und Darlehnskasse ändert ihr Statut und macht das landwirtschaftliche Warengeschäft zum Gegenstand ihres Unternehmens. (Hündgen, VB., S. 11) Kaplan Otto Voß muß wegen einer drohenden Haft Kohlscheids verlassen und wird Kaplan in Willich. Er war als Kaplan der männlichen Jugend ein scharfer Gegner der Nationalsozialisten und wirkte aktiv als Führer des "kirchlichen Widerstandes" in Kohlscheid. Sein Bekenntnis zur katholischen Jugend drückte sich auch durch das öffentliche Tragen der Pfadfinderkluft aus. Ein Lehrer an der Schule Bismarkstraße war sein offener politischer Gegner. Bis zu seinem Tode hielt die katholische Jugend an St. Katharina Kontakt zu ihm. Weitere Lebensdaten: Weipfarrer in Rollersbroich. Hier stirb er am 03.07.1962. (Gasten 1989, S. 305 f; Aretz) Pfarrer Backes äußert sich kurz nach dem zweiten Weltkrieg: "Auf welchen Wegen und zu welcher Zeit die Nazis sich in unsere Bevölkerung eingeschlichen haben, ist schwer zu sagen. Sie haben sich erst mit der Machtübernahme (30.01.1931) bemerkbar gemacht. Und jene, die sich besonders als Träger dieser Idee hinstellten, waren nicht gerade sollche, die zu den angesehensten Bürgern der Gemeinde gehörten. Nur verschwindent wenige gehörten den Arbeiterstande an, der ja der Bewegung sehr kühl und ablehnend gegenüberstand. Die Naziprominenz bestand zumeist aus Rabauken. Die den Mund sehr voll nahmen und deren Argument die drohende Faust, wenn nicht die lose im Lauf sitzende Kugel ihres Revolvers war. Wüste Auseinandersetzungen ließen diese Gemeinschaft bald auseinander spritzen. Allerdings kamen auch einige auf einträgliche Posten. Die Methoden, mit denen ein totalitäres System voran kommt, sind zu bekannt, als das sie hier eigens erklärt erwähnt zu werden brauchen. Wohl aber soll festgehalten werden, daß sie vor allem die katholische Jugend organisierte, den immer stärker werdenden DRuck begenete. Die Hitlerjugend kam lange nicht zum Zuge. Klägliche Grüppchen sammelten sich Sonntags zur Fahrt, um das Hakenkreuzwimpelchen. Über die Schule wollte man die Jugend gewinnen. In Kircheich folgte dem pensionierten Rektor ein echter Nazischulleiter (Baumann), der es aber vorzog, erst später offen Farbe zu bekennen. Der Rektor an der Schule "Mitte" (Corsten) überschlug sich sich in seinem Gesinnungswechsel aus Angst. Dank der ausgezeichneten Leitung der Jungscharen durch Herrn Kaplan Voß, wollte der Einbruch in diese nicht gelingen. Als die Abzeichen verboten wurden, steckten weiße Heftzwecke an ihrer Stelle. Als die HJ samstags frei für Sport hatte, kamen unsere Burschen getreu zur Schule, sehr zum Leidwesen des Ordinarius, der sich so um seinen freien Samstag bebracht sah. Es kam zu schweren Auseinandersetzungen zwischen bestimmten Lehrern und dem Kaplan, mit dem Erfolg, daß die bischhöfliche Behörde ihn nach Willich versetzte, um schlinmmers zu verhindern. Unter einem anderen Ortsgruppenleiter als unter Bürgermeister Karl Gibbels währe der Kaplan nicht so glimpflich abgekommen. Die Haltung der Jugend mit ihrem Führer rang ihm Achtung ab. (Pfarrer Backes, nach Gasten 1989, S. 211 f) Der am 20.09.1907 in Gangelt geborene und am 24.02.1933 geweihte Arnold Josef Scheufens kommt als Kaplan an St. Katharina (Franken, 1970, S. 112)
18.04.1935 Dr. Rosenbaum spricht vor dem Heimatverein zum Thema "Was sich in und um Kohlscheid vom alten Wurmbergbau fand". Zum Auftakt des Sommerprogramms wird der Heimatverein eine mehrtätige Fahrt an den Neckar vorbereiten. (WB, 12.01.1935)
Kaplan Joseph Otto Voss verläßt die Pfarre St. Katharina aus politischen Gründen. Ihm folgt heute Arnold Josef Scheufens. (Franken, 11.02.1962)
20.04.1935 Nach erfolgreich verlaufenem Winterhalbjahr wird der Heimatverein Kohlscheid im Sommerhalbjahr eine Fahrt durch das Wurmtal bis zur Mündung der Wurm in die Rur durchführen und die Schlachtfelder von Verdun besuchen. (Volksfreund)