Heimatverein Kohlscheid 1932 e.V.
Heimatverein Kohlscheid 1932 e.V.
Kohlscheider Geschichte bewahren – Heimat erleben

Kohlscheid im Januar-April 1939

26.01.1939 Der Festungs-Pionierstab Jülich reguliert Flurschäden, die von der Projektstraße bis hin zur Banker Straße sowie im Wurmtal entstanden sind (Ako 2-147) 

28.01.1939 In Rumpen ist die RAD-Abteilung W 30 stationiert. (Ako 2-147)

01.02.1939 An Strafen werden Geschäftsschließungen, Geschäfte, Gefängnis und Geldbußen gegen die Getreide- und Futtermitteländler Persgens aus Kohlscheid verhängt wegen "Sabotage der Ernährungsfreiheit". Sie haben Brotgetreide zu überhöhten Preisen, 28,5 t, eingekauft und z. T. zu Futterzwecken verwendet. (WB, 08.02.1939)

08.02.1939 Der Regierungspräsident erfaßt mit Vordruck alle Theodolite und Vivelierungsinstrumente bei allen amtlichen sowie privatwirtschaftlichen Einrichtungen und wünscht die Angabe des derzeitigen Einsatzes. (Ako 2-176)

05.03.1939 In Aachen wird durch den Apostolischen Administrator Dr. Herrmann Joseph Sträter, der in Kohlscheid geborene Anton Vanwersch zum Priester geweiht. Eltern: Eheleute Johann Joseph Vanwersch und Theresia Fuhren. Ab 01.04.1939 zur Aushilfe in Jackerath und Gierath, ab 01.08.1939 Rektor am Krankenhaus in Viersen, ab 09.09.1939 Kaplan in Gangelt, ab 24.11.1945 in Breinig, ab 27.11. 1956 Pfarrer in Lamersdorf bei Inden, ab 31.05.1986 im Ruhestand. (Gasten, 1989, S. 334)

14.03.1939 Zur Vergrößerung der Betriebsanlage erwirbt die Möbelfabrik Ernst Gemeindeland. Der Polizeihauptwachtmeister Baurmann und der Polizeimeister Dohmen werden pensioniert. In Rumpen-Berensberg und in Pannesheide sollen je eine Polizeistation eingerichtet werden. Noch immer ist die Turnhalle mit Westwallarbeitern belegt. Man denkt daran, in Kohlscheid 20 Volkswohnungen und eine Vierjahresplansiedlung mit 70 Siedlerstellen zu errichten. Wegen der hohen Schülerzahlen müßten an der Schule Kircheichstraße, 4 Klassen, an der Bismarkstraße, 2 Klassen angebaut werden. Die Instandsetzung des Volksgartens steht bevor. Von der Gemeinde verpachtetes Gartenland kostet 01.04.1939, 1,5 Pf/m². In Pannesheide soll eine Volksbibliothek eingerichtet werden. Die Gemeinde erwartet eine Entschädigung für die durch die Westwallarbeiten verursachte Abnutzung und Beschädigung der Straßen und Wege. Neben dem bereits bestehenden Spielplatz Ecke Bismark-/Kaiserstraße soll ein weiterer im Volksgarten angelegt werden. (GemProtKo)

19.03.1939 Der Rendant der Kohlscheider Spar- und Darlehnskasse kann nach vielen Jahren erstmals eine Bilanz mit Gewinn und Gewinnverteilung vorlegen. Der Warenverkehr soll weiter ausgedehnt werden, man will ein Warenlager und einen Lastwagen anschaffen. Zur Ergänzung der ausscheidenden Vorstandsmitglieder Josef Hoenen und Wilhelm Forst werden der Metzgermeister Josef Dyong (Südstraße) und der Kaufmann Paul Hoenen (Weststraße) berufen. Die "Bezugs- und Absatzgenossenschaft Aachen e. G. GmbH., Landwirtschaftliche Warengenossenschaft für den Landkreis Aachen" unterhält in der ehemaligen Konserven Fabrik Sauer (Nordstraße) eine Verkaufsstelle, die mit dem Warengeschäft der Kohlscheider Spar- und Darlehnskasse konkurriert. Bemühungen der Kasse, dieser Aachener Genossenschaft eine Tätigkeit im Raum Kohlscheid zu untersagen, können erst 1963 erfolgreich abgeschlossen werden. (Hündgen, VB, S. 14 f)

20.03.1939 Die Schulkinder erleben begeistert "die Stellung Böhmens und Mährens unter die Oberheit des Reiches". (SchulKlink)

25.03.1938 Die Schulkinder erleben begeistert die Rückkehr des Memellandes als Großtat des Führers. (SchulKlink) Für alle Entlaßschüler Kohlscheids ist eine gemeinsame Entlaßungsfeier, an der auch die Eltern teilnehmen, "Der Ortsgruppenleiter der NSDAP, Bürgermeister Zimmermann, gab den Kindern richtungsgebende Worte mit auf den Weg. (SchulKlink) Auch im abgelaufenen Schuljahr erhielten minderbemittelte Schüler sowie Kinder aus kinderreichen Familien kostenlose Schulbücher. (SchulKlink)

1. Q. 1939 Wenn der Sängerbund bis 1937 zu den verschiedenen Anlässen noch sehr aktiv war, wird seine Tätigkeit in den folgenden Jahren durch Einberufungen zum Arbeitsdienst und zur Wehrmacht stark eingeschränkt. Anfang 1939 kann er nur noch auf 22 aktive Sänger zurückgreifen. Trotzdem veranstaltet er weitere Konzerte. (SäBu 49, Karls-Chor 74, S. 24)

01.04.1939 Ab heute ist das Rektorat Bank vermögensrechtlich selbstständig, nachdem die zur Pfarre St. Katharina gehörenden Ortsteile des neuen Rektorats einverleibt wurden. (Gasten 1989, S. 308) In den Schulen gibt es mit Ostern eine Bewertung der Schüler nach neuen Leistungsstufen. (SchulKlink) 

Die Jungen im volksschulpflichtigen Alter, 10 - 14 Jahre, sind im Jungvolk organisiert. Sie gehören in Kohlscheid zum Bann 386, der seinen Sitz in Würselen hat (ehem. Säuglingsheim, Berufsschule, Kreisstelle am nachmaligen Krankenhaus). Die Jungen aus Berensberg, Rumpen und Vorscheid gehören zum Fähnlein 42, die Jungen aus Mitte, Klinkheide und Pannesheide zum Fähnlein 44. Das Jungvolk unterhält einen Spielmannszug mit Trommlern und Flötisten. Appellplatz für das Fähnlein 44 ist der Schulhof Kircheichstraße, für das Fähnlein 44 auf dem Grubengelände Langenberg bzw. auf dem ehemaligen Schulhof an der Oststraße bei der Turnhalle. Die Schuleinzugsbereiche bilden Jungzüge, die wiederum aus mehreren Jungenschaften bestehen. Jungenschafts- und Jungzugführer sind nur wenig älter als die Angehörigen dieser Einheiten nach dem Motto: Jugend soll Jugend erziehen. Das Verhältnis untereinander ist kameradschaftlich. Der Führer der Gruppe hat uneingeschränkte Befehlsgewalt. 

18.04.1939 Einführung der deutschen Schule. Der Dienst der Lehrer beginnt um 8.00 Uhr mit einer Lehrerschaftstagung, die Kinder kommen um 10.00 Uhr zur Schule. (Ako 787) Die konfessionellen Schulen werden aufgelöst und in deutsche Gemeinschaftsschulen umgewandelt. (Fritz Welten, auch Chronik der Schule in Klinkheide) Mit Beginn des Unterrichtes wird die "Deutsche Schule" eingeführt. In Klinkheide ist eine kleine Schulfeier. Drei Klassen erhielten "neue schöne Führerbilder". (SchulKlink)

19.04.1939 Morgen wird Adolf Hitler 50 Jahre alt. Der heutige Unterricht ist "dem Werke des Führers gewidmet". (SchulKlink)

20.04.1939 Der Geburtstag Hitlers, er wird 50 Jahre alt, ist nationaler Feiertag. (Ako 787)

22.04.1939 In Berensberg werden 23 Jungen und 26 Mädchen und in Rumpen 18 Jungen und 22 Mädchen beschult. 15 Kinder aus der Horst-Wessel-Straße, die an der Rumpener Brücke wohnen, besuchen die Schule an der Kircheichstraße (Gruppe 2). Rumpen: 1. - 4. Schuljahr, Berensberg 5. - 8. Schuljahr. (Ako 787)

28.04.1939 In Aachen ist eine große Erzieherkundgebung. Im Mittelpunkt der Tagung stehen Segelsport und Leibeserziehung. Zwischen den Vorträgen hören "die versammelten Teilnehmer geschlossen die große Rede des Führers (Antwort an Roosevelt)". (SchulKlink)

04.1939 Nach der Schulentlassung im März 1939 fahren um die Mitte des Monats April ca. 15 schulentlassene Jungen mit der Eisenbahn ab Aachen nach Löwitz bei Anklam (Pommern). Ein Aachener HJ-Führer begleitet sie und übernimmt auch die Betreuung während des halbjährigen Einsatzes. Die Maßnahme hatte Lehrer Christian Aschfalk, Schule Bismarkstraße, vorbereitet. Im Lager Löwitz sind etwa 100 Jungen kaserniert untergebracht. Sie kommen aus Kohlscheid, Richterich, Herzogenrath, Merkstein, Alsdorf, Stolberg sowie aus dem Trierer Raum. Tagsüber arbeitet man beim Bauern, abends kehrt man in das Lager zurück. Politische Schulungen und vormilitärische Ausbildung gehören zum Tätigkeitsprogramm. Ausflüge führen nach Rügen und zum Stettiner Haff. Die zum Ende des Landjahres ausgestellte Bescheinigung bringt nicht die versprochene Betreuung durch das Arbeitsamt bei der Vergabe von Ausbildungsstellen. 30 der ehemaligen Teilnehmer treffen sich im Dezember 1990 zum Austauschen von Erinnerungen. (Arnoldi Willi, 18.12.1990)