Heimatverein Kohlscheid 1932 e.V.
Heimatverein Kohlscheid 1932 e.V.
Kohlscheider Geschichte bewahren – Heimat erleben

Kohlscheid im Juli-Dezember 1937

01.07.1937 Im Geschäftsjahr 1936/37 hat Laurweg eine Belegschaft von 1980 Personen. Die Förderung beträgt 693630 t. Es werden 43300 MWH Strom erzeugt und pro Minute 7,75 m³ Wasser gehoben. (Aretz, Bergwerke, S. 627)

Dr. Erich Engelsing, er ist der jüngste Sohn von Karl Engelsing, pachtet von seinem Vater die Adler-Apotheke. (Engelsing 94, S. 10 und 29)

14.07.1937 Weil der jetzige ehrenamtliche Beigeordnete Engelsing demnächst nach Aachen verziehen wird, teilt der stellvertretende Kreisleiter als Beauftragter der NSDAP dem Gemeinderat mit, daß er der zuständigen Behörde zur Ernennung als neuen ehrenamtlichen Beigeordneten der Gemeinde Kohlscheid Dr. med. Rosenbaum vorschlagen wird, wogegen die Gemeinderäte nichts zu erinnern finden. Dr. Rosenbaum soll 1. Beigeordneter werden. (GemProtKo)

03.08.1937 Schubert der Beauftragte der NSDAP für den Kreis Aachen, beruft den Steiger Adolf Quermann, SA-Obersturmtruppführer (Kaiserstraße 21) zum Gemeinderat der Gemeinde Kohlscheid. (Ako 2-487)

08.1937 Im Sommer werden in der Klinkheider Schule als Schulsäle und der Hausflur gestrichen. (SchulKlink)

09.1937 Die Geistlichen dürfen in der Schule keinen Religionsunterricht mehr erteilen. Der nun nur noch von Lehrern erteilte Unterricht wird nicht mehr auf dem normalen Zeugnis der Schüler bewertet, es gibt dafür eigene Bescheinigungen als Anlage zum Zeugnis. (Vgl. auch: Harbach, S. 36)

11.10.1937 Nach der Personenbestandsaufnahme hat Kohlscheid 12492 Einwohner und 2074 Häuser mit 3775 Haushaltungen. In den Kohlscheider Betriebsstätten sind insgesamt 3078 Arbeitnehmer beschäftigt, davon 2915 sind in gewerbesteuerpflichtigen Firmen. Es wohnen 2011 in Kohlscheid, 298 in Richterich, 210 in Aachen, 173 in Herzogenrath, 108 in Würselen, 101 in Bardenberg, 52 in Holland, 39 in Laurensberg sowie 17 in Alsdorf. Bei den anderen Kommunnen liegen die Zahlen unter 10 Personen, aus 13 Gemeinden kommt je 1 Person. (Ako 2-267)

12.10.1937 Heute stirb der Berensberger Pfarrer Karl Krings. Er wird auf dem Berensberger Friedhof, den er 1921 weihte, bestattet. (Spicher, Berensberg, in Ko 71, S. 166)

14.10.1937 Unter dem Vorsitz von Bürgermeister Karl Gibbels werden Dr. Rosenbaum als 1. Beigeordneter und das neue Gemeinderatsmitglied Quermann eingeführt.

Mit Einführung der Berufsschulpflicht auch für Mädchen zum 01.11.1937 wird die Ortssatzung für den Berufsschulzweckverband Alsdorf geändert. Vertreter werden nur mit Zustimmung des Gebietsführers der Hitlerjugend und der Obergauführerin des Bundes Deutscher Mädel entsandt.

Der Volksgarten soll neu gestaltet werden, entsprechende Pläne werden vorbereitet.

Der Friedhof in Pannesheide ist fertig, die Friedhofsstraße bis auf eine kleine Reststrecke, die im Frühjahr instandgesetzt wird.

Der Bau des Jugendheims (HJ-Heim) ist zurückgestellt worden. 

Der Kreis beabsichtigt, zwischen Aachen und Herzogenrath einen Weg für Radfahrer und Fußgänger im Wurmtal zu errichten.

02.11.1937 Der Beauftragte der NSDAP für den Kreis Aachen-Land, Kreisleiter Schubert, gibt den Gemeinderäten Kenntnis von seiner Ansicht, zur Ernennung als zweiten ehrenamtlichen Beigeordneten der Gemeinde Kohlscheid der zuständigen Behörde den Pg. Ortsobmann der DAF und Knappschaftsältesten Johann Penartz von hier vorzuschlagen. Die Gemeinderäte sind mit dem Vorschlag einstimmig einverstanden. (GemProtKo)

01.12.1937 In seinem Hause Kircheichstraße 14, stirb der pensionierte Lehrer, von 1921 bis 1925 Mitglied des preußischen Landtages in Berlin als DVP-Abgeordneter, Matthias Dankler. Bis zu seinem Tode war er u. a. Vorsitzender des Vereins "Gartenliebhaber und Naturfreunde" (Obst- und Gartenbauverein). Unter seinem Vorsitz erlebte der Verein mit ca. 200 Mitgliedern seine höchste Blüte, etwa 50 von ihnen bilden eine eigene Kakteengruppe. (Standesamt Herzogenrath, Sterbeurkunde Ako 97/1937, Festschrift 75 Jahre Obst- und Gartenbauverein, 1910 - 1985)

20.12.1937 Ein alkoholisierter Fahrer aus Herzogenrath (44), schneidet eine Rechtskurve auf der Roermonder Straße und tötet dabei eine Frau. (Volksfreund, 17.02.1937)

30.12.1937 Die Einmündung der Weststraße in die Roermonder Straße wird aus verkehrstechnischen Gründen neu gestaltet. Dabei muß die bisher parallel zu den Straßen verlaufende Abschlußmauer zum Vorgarten des Direktorenhauses zurückgenommen werden. Die neue Mauer verläuft in einem Bogen. (EBV, BSA: A/B 1/6 Kh/Ws 14)

Die gesamte bündische Jugend ist aufgelöst. Die HJ übernimmt die Räume des Pfarr- und Jugendheims der Pfarre St. Katharina. Die katholische Jugend kann sich nur noch in der Sakristei und in der Kirche zusammen finden. Vorher schon gab es Verbote hinsichtlich des Tregens von Pfadfinder- und Sturmschartracht etc., die Heimabende mußten das Leben in der Öffentlichkeit immer mehr ersetzen. Die Lehrer in der Schule üben starken Druck auf Mitglieder der DPSG und der Sturmschar aus, zahlreiche Hausdurchsuchungen finden bei den Leitern dieser Jugendgruppen statt. Kaplan Voß muß innerhalb von 48 Stunden Kohlscheid verlassen. Bei Nacht und Nebel treffen sich die Pfadfinder im benachbarten Holland in "Räuberzivil" mit den dortigen Pfadfindern. Der private Kontakt kann nicht unterbrochen werden. Auch gibt man eine nicht lizensierte Zeitung heraus, die "Wurmpost", die in Ställen, Kellern und auf Dachböden vervielfältigt und von "geheimkurieren" bis in die äußersten Ecken des Wurmgaues verteilt wird. Man glaubt die Organisation durch eine Umbenennung retten zu können. Die DPSG nennt sich nun Gemeinschaft St. Georg. Doch im kommenden Jahr werden alle Jugendverbände aufgelöst und ihr Vermögen beschlagnahmt. Wegen geringfügiger Vergehen werden ganze Jugendgruppen vor den Richter geschleppt und bestraft.

01-12.1937  Ab 1937 setzt die Arisierung ein. Die Juden werden gezwungen, ihre Unternehmen zu Schleuderpreisen zu verkaufen. (Küppers, Widerstand, S. 97)

Nach Auflösung der Schachverbände und Neuorganisation aller Schachvereine im Großdeutschen Schachbund tritt die Schachabteilung Elmar nicht mehr als selbstständiger Verein auf, er bildet eine Spielgemeinschaft mit dem Kohlscheider Schachclub 1926. Mit Beginn des Krieges endet das Kohlscheider Schachleben. (Festschrift, Kohlscheider Schachleben, 1976) 

An den meisten Zechen des Wurmreviers weigern sich die Bergleute, dem von den Betrieben zwangsweise eingezogenen Betrag zum WHW zuzahlen und verlangen das Geld zurück. Auf Anna (Alsdorf), Maria (Hoengen) und Adolf (Merkstein) sind es von insgesamt 2500 Bergleuten an die 1700. (Küppers, Widerstand, S. 67)

Die Schuljugend beteiligt sich rege… am Aufbauwerk des Führers. Die Kinder sammeln Altmaterial, besonders Staniolpapier und Tuben. Sie nahmen am Suchdienst zur Abwehr des Kartoffelkäfers teil. Sie verteilten zu Weihnachten Spielsachen und Kleidchen für das Winterhilfswerk, sie brachten (in diesem Jahr) 24,83 RM auf die deutschen Jugendherbergen. Von Oktober ab wurden monatlich 2,00 RM als Kameradschaftsopfer (der Lehrer) an den Volksbund für das Deutschtum im Ausland abgeführt. Die Sammlung im Sommer für den VDA ergab 1640 RM. (SchulKlink)

Kohlscheider Lehrerinnen und Lehrer wurden zu ca. dreiwöchigen Schulungslehrgängen an der Gauschule des NSLB in Linnich einberufen. Auch nahmen sie an 14tägigen "Fortbildungslehrgängen in Leibesübungen und körperlicher Erziehung" am Hochschulinstitut für Leibesübungen in Aachen teil. (SchulKlink)

Dr. Erich Engelsing, am 17.03.1944 in Rußland gefallen, übernimmt von seinem Vater Karl Engelsing, 1948 in Aachen gestorben, die Adler Apotheke in Kohlscheid. (Engelsing, Dr. Rolf)