Kohlscheid im März 1938

01.03.1938 Der Rosenmontagszug nahm einen glänzenden Verlauf. Der Prinz wurde auf dem Rathaus empfangen, bei der Gelegenheit tanzte das Funkenmariechen. Nach dem Empfang durch den Bürgermeister zog man weiter. Begeistert sang man draußen während des Empfangs Karnevalslieder, u. a.: Wo mag er sein. Am Abend war in allen Gaststätten Hochbetrieb. (u. a. Volksfreund, 01.03.1938)
08.03.1938 Der Regierungspräsident genehmigt die für Berensberg vorgesehene Friedhofserweiterung. (Ako 2-192)
09.03.1938 Bergwerksdirektor Treutler, Aachen, verstorben. Er war lange Jahre Mitglied des Kohlscheider Gemeindrats. 1897 trat er als Bergwerksdirektor in den Dienst der Vereinigungsgesellschaft für Steinkohlenbau im Wurmrevier und gehörte von 1907 bis 1924 als stellvertretendes Vorstandsmitglied und zuletzt bis zu seinem Tode als Mitglied des Aufsichtsrates dem EBV an. Die Villa Neuforensberg vor Pannesheide an der Roermonder Straße wird Villa Treuler genannt, hier war über Jahre sein Wohnsitz in Kohlscheid. (vergl. Geschäftsbericht des EBV für die Zeit vom 01.07.1937 - 30.06.1938)
13.03.1938 Durch Weihbischof Dr. Herrmann Joseph Sträter wird in Aachen der am 09.08.1911 in Kohlscheid geborene Heinrich Joseph Dohmen zum Priester geweiht. Eltern: Eheleute Wilhelm Dohmen und Antoinette Frohn. Ab 04.04.1938 Kaplan in Tiz, ab 24.01.1940 Kaplan an St.Michael in Waldniel, ab 29.11.1949 Kaplan an Herz Jesu in Möchengladbach-Niel, ab 29.08.1952 Pfarrer in Zingsheim. (Franken, 11.02.1962 und Gasten, 1989, S. 334)
20.03.1938 Im Lokale Goertz in Klinkheide findet das Frühlingsfest der Karnevalsgesellschaft 1936 statt mit Schaustellungen jeglicher Art. Höhepunkt ist der Rosenball. (Volksfreund, 18.03.1938)
21.03.1938 Letzte Gemeinderatssitzung, an welcher der Bürgermeister Karl Gibbels teilnimmt. (GemProtKo)
31.03.1938 Die Volksschule Klinkheide lud für heute zu einem Elternabend ein. Die Entlaßschüler verabschieden sich, Frl. Offergeld wird für ihre 25jährige Tätigkeit an der Schule in Klinkheide geehrt. Neben Liedern und Gedichten wird das Spiel "Peter Siegmar, der sein Leben für seinen Vater opferte" aufgeführt, daß der Schüler Beitzel verfaßte. In den Ansprachen gedenkt man auch der "Großtat unseres Führers, Österreich mit Deutschland vereinigt zu haben". Die Feier findet im "Parteilokal Gillessen" statt. "Welch gutes Verhältnis zwischen Schule und Eltern im Ortsteil Klinkheide besteht, bewies der bis auf den letzten Platz besetzte Saal". An der Veranstaltung nehmen auch viele Lehrer Kohlscheids teil. Die Entlaßschüler aus Klinkheide fahren mit ihren Lehrern am vorletzten Schultag zu den Seen der Voreifel. (SchulKlink, Zeitungsausriß)
Die Gemeinde bewilligte für das Schuljahr 1937/38 zur Beschaffung von Lehrmitteln 275,00 RM, dazu je 150,00 RM zur Errichtung einer Schülerbücherei im nat. soz. Geiste und zur Anschaffung von Turngegenständen. Die vom Führer gestiftete Kriegsgeschichte von Stegemann erhielt auch unsere Schule. Die letzten Tage des Schuljahres standen ganz im Zeichen der Rückkehr Österreichs zum Reiche. Die sich drängenden Ereignisse wurden von der Jugend freudig miterlebt. (SchulKlink)
1938. Frühjahr. Ein Voraus Kommando des Reichsarbeitsdienstes kommt aus Emlichheim und findet Unterkunft in der Turnhalle Oststraße. Der Zug 9 von Gau W 62 baut die mitgebrachte Baracke auf dem erweiterten Gelände des ehemaligen Fußballplatzes in Rumpen auf, wohnt dann dort, wird allerdings erst noch von der Turnhalle her verpflegt. Später aus einer Feldküche im Lager, bis die neuen Baracken alle aufgestellt sind. Dann übernimmt die Lagerküche die Versorgung der in zwei Lagern untergebrachten Arbeitsmänner. Das Lager, daß ca. 550 - 560 Arbeitsdienstmänner aufnimmt, hat eine eigene große "Barackenturnhalle". Nicht nur die Kohlscheidergeschäftswelt sieht die jungen Männer gern. Die Versorgungsgüter werden in Kohlscheid gekauft. Auch die Mädchen knüpfen zarte Bande, mancher Arbeitsdienstler findet später in Kohlscheid eine neue Heimat. Vorzugsweise suchen die Arbeitsdienstler sonntags die Gaststätte Harff in der Südstraße und die Tonhalle auf dem Markt (Paul Schillings) sowie das Cafe Olers in der Weststraße auf. Der Einsatz der Männer erfolgt fast ausschließlich beim Bau des Westwalls, sowohl an den Haupt- als auch an den Nebenanlagen. Beim Aufbau des Lagers munkelt man, daß das abgelegene Lager in Emlichenheim/Ems ein "Gefangenenlager" werden würde. (Ein großformatiges Foto von dem Lager ist 1984 noch im Besitz von G. Eikel, mdl. Auskünfte von G. Eikel, Studienrat, Alsdorf) (Bild befindet sich weiter im Besitz von G. Eikel, wird aber nicht veröffentlicht 02.2022, Göbbels)