Heimatverein Kohlscheid 1932 e.V.
Heimatverein Kohlscheid 1932 e.V.
Kohlscheider Geschichte bewahren – Heimat erleben

Kohlscheid im November 1934

01.11.1934 Kohlscheid gehört mit Bardenberg, Laurensberg, Merkstein und Straß zur Ortsgruppe Herzogenrath der Nationalsozialistischen Kriegsopferversorgung (NSKOV). Die Ortsgruppe zählt 795 Mitglieder. (WB, 03.12.1934)

02.11.1934 Der kürzlich gegründeten Kreishandwerkerschaft Aachen -Land, Sitz Stolberg, gehören aus Kohlscheid an: 19 Friseure, 15 Metzger, 31 Schneiderinnen, 13 Schreiner, 8 Schlosser, 4 Sattler, 4 Dachdecker, 16 Bäcker, 11 Baugewerker, 22 Maler, 6 Mechaniker, kein Müller, 3 Klempner, 11 Schneider, 23 Schuhmacher und 3 Pliesterer. Das sind insgesamt 198 in Kohlscheid ansässige Handwerksbetriebe. (WB)

03.11.1934 Nach den neuen preußischen Gesetzen wird in Richterich die Feuerwehr umorganisiert. Brandmeister Preuth führt den Löschtrupp Bank. 

Dieser Tage war im Parteilokal Gillessen eine Kundgebung der Deutschen Arbeitsfront Ortsgruppenleiter der DAF-Kohlscheid ist Pennasser.  

Wegen Erreichen der Altersgrenze schied Oberbrandmeister Eisen aus dem aktiven Dienst der Feuerwehr aus. Aus diesem Anlaß erhält er eine Ehrenurkunde des  Preußischen Staatsministeriums. (WB)

04.11.1934 In Kohlscheid beginnt der 4. Durchgang des Kegler-Wettbewerbs. (WB, 03.11.1934) 

Der Radfahrverein All Heil veranstaltet heute eine Fuchsjagt, an der sich auch Sportler aus Aachen beteiligen. Gewinner wird der All Heil-Fahrer Johann Wirtz. (WB, 08.11.1934)

05.11.1934 Heinrich Köttgen, bei der AOK Aachen beschäftigt, bestand die Kassenobersekretär-Prüfung. Brandmeister Juchems, Bergstraße 71, löst den bisherigen Brandmeister Eisen als Leiter Kohlscheider Wehr ab. 

Trotz verschärfter Abriegelung und Überwachung der Grenze, herrscht eine rege Schmugglertätigkeit. Erheblich ist auch der Kleinschmuggel. 

Fahrsteiger i.R. Lambert Beckers erhielt für seine 15 jährige Tätigkeit im Grubenrettungswesen das Grubenwehr-Erinnerungszeichen. (WB)

07.11.1934 Die vorstättische Randsiedlung Mühlenbach ist nahezu fertig, obwohl sie erst im Frühjahr begonnen wurde. Etwa 16 Familien haben inzwischen ihre Häuser bezogen. Insgesamt werden 11 Doppelwohnhäuser mit 22 Wohnungen errichtet.           

Der EBV-Beamtenverein Geselligkeit hatte im Casino einen Gesellschaftsabend,           bei dem Fahrsteiger Gorsler die Gäste begrüßte. Die Gaststätten müssen nun einer Pflicht- oder Zwangsorganisation angehören. Die Anmeldestelle ist bei Wilhelm Forst, Markt. (WB)

08.11.1934 Auf der EBV-Berghalde der Grube Laurweg in Wilsberg suchen arme Volksgenossen, obwohl dies wegen der damit verbundenen Gefahr verboten ist, täglich Kohlen aus den Bergen. Auf Grund der Tätigkeit der NSV dürfte dies eigentlich nicht nötig sein. (Bemerkung: Die Bewohner von Wilsberg und Mevenheide suchten die Kohle nicht ausschließlich für den eigenen Bedarf, sie verkauften sie auch. (WB)

09.11.1934 Auf Adolf Hitler, dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, werden u. a. die Gemeindeältesten Forst, Gilles, Hesse, Honni, Jansen, Lejeune, Dr. Rosenbaum, Kaspar Simons und Josef Sinitzki vereidigt. (Ako 2-487)

Die durch den Landrat in Aachen in das Amt eines Beigeordneten vorläufig eingewiesenen Herren Peter Jungen und Jakob Reinartz erden durch den stellv. Bürgermeister Gibbels in ihr Amt eingeführt und zusammen mit den Gemeindeältesten nach § 2 des Gesetzes über die Vereidigung der Beamten und Soldaten der Wehrmacht vom 20.08.1934 auf den Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, vereidigt. 

Rektor Johannes Baumanns ist von Kohlscheid verzogen. 

Der 2. Abschnitt der Kanalisation Kohlscheids wird genehmigt. Restl. Bismarkstraße, Weststraße, Bahnübergang bis Hindenburgplatz, Südstraße von Schillerstraße bis Hindenburgplatz, Bardenberger Straße, sowie Südstraße von Forstheiderstraße bis Josefstraße. Vorbehaltlich der Gewährung öffentl. Mittel. (GemProtKo) 

Die Ortsgruppe der NSDAP ehrt die Gefallenen des Weltkrieges. Um 19 Uhr marschieren SA, PO, alle anderen Gliederungen der Bewegung sowie die Vereine mit ihren Fahnen vom Hindenburgplatz zum Ehrenfriedhof, wo der Ortsgruppenleiter eine Ansprache hält. Anschließend ist bei Gillessen die Totenfeier, bei der Pg. Dr. Rosenbaum spricht und die HJ Gesang- und Musikvorträge hält. Anschließend ist eine Mitgliederversammlung der NSDAP,  Ortsgruppe Kohlscheid. (WB, 06.11. und 10.11.1934) 

11.11.1934 Der Kirchenchor St. Cäcilia an St. Katharina feiert sein 75 jähriges Jubiläum. Bei der Gelegenheit werden für 50jährige Mitgliedschaft Josef Frey, Josef Lausberg und Werner Honne geehrt. (WB, 08.11. und 12.11.1934) 

Nach Jahren gibt es heute eine Begegnung zwischen dem KSV un dem KBC, die auf dem KSV-Sportplatz an Forensberg ausgetragen wird. Man befürchtet wieder Entgleisungen. (WB, 10.11.1934) 

Der Boxclub Kohlscheid 1930 eröffnet seine Kampfsaison im Vereinshaus Eck. Gegner ist der Box- und Sportclub Eschweiler. Kohlscheid gewinnt 11:3. (WB, 10.11. und 15.11.1934) 

Bei Jansen in Bank feiert der Kohlscheider Eislauf- und Rollschuhclub sein Jahresfest mit Fackellauf. Der Eislauf- und Rollschuhclub aus Aachen ist zu Gast. (WB, 14.11.1934)

13.11.1934 Zwei Jungbauern aus Kohlscheid besuchen in Aachen die bäuerliche Werkschule. (WB) 

Der NS-Lehrerbund veranstaltet bei Gillessen eine Schiller-Gedenkfeier. Die Gäste begrüßt Pg. Sonn, Referent ist Oberstudiendirektor Draeseke aus Aachen. (WB, 15.11.1934)

15.11.1934 Das Wohlfahrtsamt unterstützte: 52 Wohlfahrtsunterstützungsempfänger, 61 Sozialrentner, 6 Kleinrentner, 244 Wohlfahrtserwerblose, 29 Personen mit 83 Angehörigen erhielten eine Zusätzliche Unterstützung zur Arbeitslosen- und Kriesenunterstützung, 16 Personen mit 37 Angehörigen wurde eine Mietbeihilfe gezahlt. (WB)

16.11.1934 In Kohlscheid gibt es zwei Erbhöfe. Es sind die Höfe von Simon Sturm (Dornkaul) und der Hof von Wilhelm Vest (Roermonder Straße 201) (WB)

17.11.1934 Der Sängerbund hat im Vereinslokal Engels aus Anlaß seines 60jährigen Bestehens einen Begrüßungsabend. (WB, 10.11.1934) 

Der Kaninchenzuchtverein "Gut Zucht 1909" erhielt bei der Wurmtalschau, veranstaltet vom KZV Einigkeit, den Vereinspokal. A. Bonni für die beste Gesamtleistung der Einzelzüchter ebenfalls einen Pokal. (WB)

18.11.1934 Der Sängerbund feiert heute sein 60 jähriges Bestehen mit einem Kirchgang, einer Fahnenweihe und einer Gefallenenehrung. Am Abend gestaltet er ein Festkonzert. 

In Kohlscheid treten Vogelfänger auf. Es handelt sich durchweg um auswärts wohnende Personen, und um Niederländer. 

Beim heutigen Eintopfsonntag werden 814,80 RM gesammelt, das sind 6,4 Pfennig pro Einwohner. Damit liegt Kohlscheid an zwölfter Stelle im Kreis. An erster Stelle liegt die Gemeinde Laurensberg mit 10 Pfennig pro Einwohner, an letzter Stelle Alsdorf mit 4,3 Pfennig. WB, 20.11. und 22.11.1934)  

Der Keglerverband "kämpfte" in der Gaststätte Leuchter. (WB, 22.11.1934)

22.11.1934 Die Gemeinde wendet sich an Studienrat Heinz in Erkelenz, der 1927 die Festzeitschrift für die St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft verfaßte und bittet um Erläuterung zu den dort wiedergegebenen Wappen, von denen ein Klischee aus dem Besitze von Dr. Rosenbaum stammte. In seinem Antwortschreiben schlägt Studienrat Heinz vor, nicht das ganze Heyden'sche Wappen als Gemeindewappen zu nehmen. Nach seinen Vorstellungen wären auf der rechten Seite die "Zeichen der heutigen Industrialisierung, also etwa Schlägel und Eisen im oberen Teil und darunter ein Förderturm, Schacht oder dergl. anzubringen, wodurch dann die beiden charakteristischen Seiten der heutigen wirtschaftlichen Verhältnisse Kohlscheid zur Darstellung kämen". (Ako 6)  

In Bank und Wilsberg läßt die Meldung für eine Teilnahme im Reichsluftschutzbund zu wünschen übrig. Der Stützpunkt Kohlscheid im DLB hat in der letzten Zeit kräftig geworben und nun 40 Mitglieder. Auch hat man inzischen einenRaum für den Bau von segelflugzeugen gefunden. Außerdem konnten Mitglieder eines Trommler- und Pfeiffenkorps gewonnen werden. Nun besteht die Möglichkeit, innerhalb des Fliegersturmes eine Musikgruppe zu bilden. (WB)

24.11.1934 Bei Gillessen ist ein Schulungs- und Kameradschaftsabend des Reichsbundes Deutscher Beamter (RDB), bei der die PO-Kapelle und ein Sprechkorps der HJ tätig werden. (WB)

25.11.1934 Im Vereinslokal Engels hat der Kanarienzuchtverein "Kanarienfreunde" seine neunte Vereinsausstellung. (WB, 28.11.1934)

27.11.1934 Die Eltern der Schulkinder müssen in der Schule pro Quartal 20 Pfennig als Lernmittelbeitrag für Unterrichtsfilme bezahlen. (WB)

28.11.1934 Der Verbindungsweg zwischen der Roermonder Straße und Kiefekey erhielt den Namen "Auf`m Schif". (WB)

29.11.1934 Der Mieterschutzverein hat bei Horsch seine Generalversammlung. Wegen der Bildung des Vorstandes fanden im Vorfeld längere Verhandlungen mit der Ortsbehörde statt. Vereinsleiter ist nun Pg. Paul Schulte. Er ernannte zu seinem Stellvertreter den Pg. Dominikus Krichel, zweiter Stellvertreter ist Pg. Josef Küsters. Der seit Jahren tätige Hauskassierer Honne wird in seinem Amt bestätigt. 

Vor der Firma "Mühlen-Crumbach" entstand an der Roermonder Straße ein Tagebruch. (WB, 01.12.1934)

11.1934 In diesem Monat wird erstmals die Schulgemeinde gebildet. Der Schulleiter beruft die Vertreter. (SchulKlink)

Im Monat November brauchte die Grube Laurweg keine Feierschicht einzulegen. Für Hilfsbedürftige werden im Monat November 8700 Fettscheine ausgegeben. (WB, 01.12.1934)

Die Planungen für den neuen Waldfriedhof an der Oststraße sehen ausschließlich 120 Privatgrabstätten vor. (Ako 2-192)

Wilhelm Juchems wird (bis 1939) Führer der Feuerwehr. (Fs. 1993)

Der Gardeverein Kohlscheid ergänzt seine Vereinsfahne um eine Kyffhäuserfahne. (Hallmann, Garde)

Die Gemeinde gibt der Schule Klinkheide für die Beschaffung von Lehrmitteln 123,00 RM. Davon schafft man Bälle und eine Landkarte an. Obwohl nötig, werden im Gebäude keine Reparaturen ausgeführt. (SchulKlink)

Bei den St. Sebastianus Schützen Berensberg-Rumpen ist Wilhelm Juchem Schützenkönig. (Meier Werner, Schützensilber)

Bei den Flobertschützen Bank ist im Jahre 1934 Arnold Nußbaum Schützenkönig.  (Josef Zimmermann, Schützensilber)

Bei der Schneidermeisterin Katharina Simons, geb. Gier, verdient eine Gesellin 12,00 RM pro Woche, ein Lehrling erhält 2,00 RM. Es kostet: die Herstellung eines einfachen Kleides 5,50 RM, eines Jackenkleides 18,00 RM, eines Jackenkleides mit aufwendiger Bluse 24,00 RM. Zu zahlen sind für 50 kg Koks 1,50 RM (1936: 1,40 RM), 1 t Schlamm 7,00 RM (1936: 8,00 RM),  daß Schleifen einer Schere 0,20 RM. (Ina Pelzer: 13.11.1993)

Für die Gemeinde werden registriert: 12166 Einwohner, 73 männliche und 74 weibliche Geburten, außerdem 103 Geburten in auswärtigen Entbindungsanstalten, 145 Eheschließungen sowie 138 Sterbefälle incl. 33 Kriegssterbefälle. (Ko 36, S. 142)

Im Jahre 1934 wurden in Kohlscheid 85 Baugesuche genehmigt

Die Kohlscheider Betriebe meldeten 61 Arbeitsunfälle. (WB, 29.12.1934)

Bei der Gemeindeverwaltung wurden im Laufe des Jahres 1934 ausgestellt: 480 belgische Grenzausweise, 1125 niederländische Grenzausweise, 104 Reisepässe, 8 Fremdenpässe, 125 Arbeitsbücher, 12 Wandergewerbescheine und 8 Legitimationskarten.

Bei der Polizeibehörde wurden 1145 Straftaten registriert, die hälfte wegen Zollhinterziehung. Von 90 Strafverfügungen waren 60 wegen Verkehrsübertretungen, 9 wegen groben Unfugs und 6 wegen Überschreitung der Polizeistunde.

Im Jahre 1934 wurden in Kohlscheid gemeldet: 100 Diphtheriefälle , 1 Fall von Kinderlähmung, 6 Fälle an Tuberkulose, 17 Scharlacherkrankungen. Die Maul- und Klauenseuche trat nicht auf.

Ein großteil der Genossen wurde durch die Verhaftungsaktionen vorsichtig und war an einer illegalen Tätigkeit nicht mehr interessiert. In Kohlscheid arbeiteten weiter die Brüder Oehmke und Matthias Thönnessen. Sie unterhielten Kontakte zur Niederländischen Bruderpartei und betätigten sich u. a. als Kuriere, die sozialdemokratisches Informationsmaterial über die Grenze transportierten.                   (Vergangenheit und Gegenwart, S. 33)