Heimatverein Kohlscheid 1932 e.V.
Heimatverein Kohlscheid 1932 e.V.
Kohlscheider Geschichte bewahren – Heimat erleben

Kohlscheid im September-Dezember 1938

05.08.1938 Unter Mißachtung der Bestimmungen des Reichsnaturschutzgesetzes und ohne baupolizeiliche Genehmigung errichtete der RAD "neuerdings bauliche Anlagen im Naturschutzgebiet bei Kohlscheid/Rumpen". (Ako 2-169) 

08.1938 Die techn. Schulamtsbewerberin Euphrosins Gülpen, sie unterrichtet in 'Berensberg/Rumpen, geht nach Fritzlar/Kassel. Ihre Stelle übernimmt Frl. Gierten, nach dem 2. Weltkrieg als Lehrerin für das 2. Schuljahr an der Schule Bismarkstraße über 20 Jahre tätig. (Ako, Nr. 787)

24.09.1938 Weil in Nachbargemeinden Fälle von spinaler Kinderlähmung auftraten, bleiben die Schulen vom 13.09. bis heute geschlossen. (SchulKlink)

30.09.1938 Die Gemeinde Kohlscheid hat inzwischen 5770,00 RM aufbringen müssen für die Reparatur der den bei Westbauarbeiten zerstörten Straßen. (Ako 2-147)    

09.1938 Der EBV nimmt mit allen Betrieben an dem von der Deutschen Arbeitsfront veranstalteten Leistungskampf der deutschen Betriebe teil. In enger Zusammenarbeit mit den Mitgliedern der Vertrauensräte ist er bemüht, den Geist der Werksgemeinschaft weiter zu stärken durch Förderung der Werkscharen, Pflege der Werkskapellen, Förderung von Betriebssportkursen, Einrichtung und Förderung von Werksbüchereien usw.. Kameradschaftsveranstaltungen und Betriebsgemeinschaftsausflügen fördern die Werksverbundenheit. Um möglichst weiten Kreisen der Gefolgschaft (Belegschaft) die Möglichkeit einer "Kraft durch Freude"-Fahrt zu erschließen, werden Betriebskassen mit Werkszuschüßen eingerichtet. Der Ausbau und die Ergänzung der hygienischen Einrichtungen, die Verbesserung der Arbeitsplätze und die Verschönerung der Platzanlagen in den Betrieben werden nach den Richtlinien von "Schönheit der Arbeit" im Rahmen der betrieblichen Möglichkeiten weitergeführt. Der EBV fördert die Maßnahmen der NSV (Nähkurse, Kochkurse, Mütterberatung, Kindergärten). (Bericht des EBV für das Geschäftsjahr 1937/38, EBV-Archiv) 

Der Gemeindeanteil für den Bau des HJ-Heims in Kohlscheid beträgt nun 12.000,00 RM, hinzu kommen 3.000,00 RM für die Inneneinrichtung. (Ako 2-212)    

14.10.1938  Der Gemeinderat beschließt die Unterhaltung der Grabstätte des früheren Bürgermeisters Lambertz auf dem Friedhof an der Oststraße durch die Gemeinde für die Dauer des Bestehens des Friedhofes.

Der Platzmangel im Rathaus wird durch die Anmietung von 3 Räumen für das Gemeindebauamt abgestellt. (Friedrichstraße, Gasten)

Der Sitzungssaal wird neu hergerichtet und künftig auch als Trauzimmer verwendet. Für die hiesige Polizei wird ein Auto beschafft. Die Turnhalle wird an die Deutsche Arbeiterfront (DAF) vermietet zur Unterbringung der bei den Grenzbefestigungsarbeiten beschäftigten Arbeiter. Die Straßenbeleuchtung wird durch längere Brenndauer verbessert. "Zur einheitlichen Gestaltung" der Weststraße sollen die Vorgartengitter wegfallen (die Bevölkerung spricht von einer "Metallspende", der sich die Ww. Dr. Lamers erfolgreich widersetzen kann). Für Berensberger-, Berg-, Schützen- und Stegelstraße sind Entwässerungsleitungen geplant. Die Rumpener Straße soll in 1938 von der Gemeindegrenze bis zur Eisenbahnbrücke ausgebaut werden. Man beabsichtigt, an der West-/Roermonder Straße eine Verkehrssäule anzubringen, in der nähe des Hindenburgplatzes eine öffentliche Bedürfnisanstalt einzurichten, einen Kastenmüllabfuhrwagen zu beschaffen, den Kirmesbetrieb in Zukunft auf den Sportplatz an der Gemeindeturnhalle zu verlegen. (GemProtKo)

Der Beauftragte der NSDAP für den Kreis Aachen-Land schlägt dem Gemeinderat zur Berufung als hauptamtlichen Bürgermeister der Gemeinde Kohlscheid den jetzigen Bürgermeister der Gemeinde Eilendorf, Zimmermann, vor. Die Gemeinderäte finden nach Beratung des Vorschlags gegen diesen nichts zu erinnern. (GemProtKo)

30.10.1938 Wilsberg und Bank sollen zu Kohlscheid eingemeindet werden. (Echo der Gegenwart, 30.10.1938)

11.11.1938 Der Oberbürgermeister der Stadt Aachen (A 28 L/ 10-01) bittet die Gemeindeverwaltung, ihn zu benachrichtigen, wenn für die Landbeschaffung zum zwecke der Wehrmacht Abschätzung von stadteigenen Grundflächen vorgenommen werden sollen, damit sich spätere Revisionen leichter vermeiden lassen. (Ako 2-147)

25.11.1938 Der Festungs-Pionierstab 21, Abt. III, aus Jülich reguliert in Verbindung mit der Gemeinde und dem Ortsbauernführer Honnie aus Berensberg Flurschäden, die durch den Westbau in Klinkheide, Bank und Pannesheide entstanden. (Ako 2-147)

30.11.1938 Bürgermeister Zimmermann stellt sich dem Rat als neuer Bürgermeister der Gemeinde Kohlscheid vor. Mit Ablauf des Monats Dezember 1938 stellt das Amtl. Verkündigungsblatt der Gemeinde sein Erscheinen ein, die Veröffentlichungen übernimmt der Westdeutsche Beobachter. Für Instandsetzung des Ledigenheims des EBV (Bürger nennen es das "Braune Haus") an der Oststraße (Langenberg) zwecks Unterbringung der NSDAP und ihrer Gliederungen (HJ, BDM, NSV-Kindergarten) stellt die Gemeinde 4000 RM zur Verfügung, für die Beaufsichtigung etc. 1000 RM. Die Verzinsung und Tilgung der Aufwendungen der Gemeinde erfolgt durch die eingehenden Mieten, die nach restloser Tilgung des Kapitals als Grundstock für den Bau eines HJ-Heimes angelegt werden. Der Gemeinderat Schroiff stellt den Antrag auf Entbindung von seinem Amt. Der Rathaussitzungssaal soll neu eingerichtet werden. Für die öffentliche Bedürfnisanstalt am Markt ist der kleinere Platz gegenüber dem Bavaria-Kinotheater vorgesehen. Es wird im Gemeinderat der Vorschlag gemacht, eine Badeanstalt (Freibad) zu errichten. Sie könnte im Ortsteil Berensberg unter Benutzung der dort vorhandenen Quelle (Böcke-Pötzje) mit geringen Mitteln verwirklicht werden (GemProtKo)

05.12.1938 In Kohlscheid werden alle SA-Leute und SS-Leute für ihre Tätigkeit gegen die Juden bezahlt. Sie erhalten für die Aktionstage Lohnausfall, Fahrgeld, Zehrgeld und noch eine besondere Prämie. Sehr viel Plünderer waren schon vor der Aktion betrunken. (vgl. (A) II. Die Judenverfolgungen, S. 1336)

21.12.1938 Beigeordnete der Gemeinde Kohlscheid sind: Rosenbaum, Dr. Paul, 1895, Arzt, Friedrichstraße 6. Penartz, Johann, 1897, Bergmann, Kaiserstraße 19. Gemeinderäte der Gemeinde Kohlscheid sind: Forst Wilhelm, 1888, Rentner, Südstraße 2 Hesse Walter, 1895, Bürovorsteher, Weststraße 118, Honnie, Josef, 1890, Landwirt, Berensberger Straße 31, Jansen Heinrich, 1884 Rentner, Wirt, Roermonder Straße 203, Lejeune Matthias, 1882, Nadler, Forstheider Straße 92, Quermann Adolf, 1903, Steiger, Kaiserstraße 21, Schröder Peter, 1879, Landwirt, Josefstraße 23, Simons Kasper 1902, Bergmann, Nordstraße 9, Sinitzki Josef, 1902, Bergmann, Roermonder Straße 80. (Ako 2-487)

Das Verbundbergwerk Laurweg/Gouley beschäftigt unter Tage 3728 Personen die unter Tage arbeiten und fördert in diesem Jahr 1350499 t verwertbare Kohle. (Aretz, Bergwerke, S. 646)

Bei der Renovierung der Kirche St. Katharina wird auch der Hauptaltar umgestaltet. Die Figuren von Maria, Josef, Petrus und Paulus werden entfernt und finden über den Seitenaltären auf Mauerkonsolen neue Aufstellung. Dabei werden von der damaligen Muttergottes-Statue eine Schlange mit einem Apfel zu deren Füßen entfernt und diese Statue zur heutigen Luzia Statue umgestaltet. (Franken, 06.10.1960)

Durch die Große Zahl von Westwallarbeitern, die zusätzlich versorgt werden muß, bricht die Versorgung mit Lebensmitteln und Bedarfsgütern teilweise zusammen. Es mangelt an Schweinefleisch, Kartoffeln, Obst, Butter, Käse, Eier etc.. Besonders Metzger können den Bedarf nur noch zu rund 40% decken. (Gasten, E., Dissertation, S. 248)

Im Bereich des Wehrkreises VI sind vom Reichsarbeitsdienst im Westwalleinsatz: das RAD-Lager Saxnot, Kohlscheid I, unter Oberfeldmeister Hartmann sowie das RAD-Lager Markgraf Otto I, Kohlscheid II, unter Oberfeldmeister Craemer. (Groß, S. 240 f.). Vorsicht, es gibt nun zwei verschieden "Groß", siehe: 25.02.1941, dort ist die Angabe hierzu.

In Zusammenhang mit der Renovierung der Kirche St. Katharina werden die beiden 1902 angeschafften Seitenaltäre verworfen. Die neuen Seitenaltäre gestaltet Hein Wimmer aus Köln. Der Schalldeckel der über der Kanzel angebracht ist, wird entfernt. Über ihm stand eine Christusfigur, die nun über dem rechten Seitenaltar aufgestellt wird. (Franken, 20.11.1906) 

Johann Vonberg, ehemaliger Bergmann und altes Mitglied der NSDAP, ist Hausmeister im Ledigenheim an der Oststraße, dem jetzigen "Braunen Haus" der NSDAP. (Göbbels, Tinni und Werner)

Die Kohlscheider Spar- und Darlehnskasse schafft für ihr landwirtschaftliches Warengeschäft eine Reinigung und Beizanlage zur Aufbereitung von Saatgetreide an. (Hündgen, VB, S. 14)

Als im Rahmen von grenzüberschreitendem Verkehr zwischen Kohlscheid und Herzogenrath bei einem Kohlscheider Landhändler (Persgen) Unregelmäßigkeiten festgestellt wurden, die zur Verhaftung des Firmeninhabers und von Mitarbeitern führen, stellt die Kohlscheider Spar- und Darlehnskasse beim Reichsnährstand den Antrag, ihr das Futtermittelkontingent der Landhandelsfirma zu übertragen. (Hündgen, VB, S. 14)

Nach dem Ausscheiden von Heinrich Brülls als Küster an St. Katharina (Siehe: 1906; --) übernimmt dessen Schwiegersohn, Jakob Kelleter, die Stelle. (Gasten, 1989, S. 278, Aretz)

Anläßlich einer Primiz darf der Neupriester Heinrich Dohmen nur vom Pfarrhaus in Prozession zur Kirche geleitet werden.  (Gasten, 1989, S. 313)