Heimatverein Kohlscheid 1932 e.V.
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Kohlscheider Geschichte bewahren – Heimat erleben

Junge Entdecker schauen sich in Haus Heyden im Amstelbachtal um

Haus Heyden - Einst eine der größten Wehranlagen

Herzoganrath: Hinter vielen Gebäuden in unserer Region verbirgt sich eine wechselvolle Geschichte. Zum Beispiel Haus Heyden im Amstelbachtal. Von Joachim Peters

Einst eine Wehranlage: Amelie und Julian vor Haus Heyden.

Einst eine Wehranlage: Amelie und Julian vor Haus Heyden.

Früh übt sich, wer ein Heimatforscher werden könnte. Unverbildete Anschauung, kindliche Neugier und aufmerksames Herumstreifen in der freien Natur ersetzen dabei in diesen jungen Jahren oft Anweisungen eines strengen Lehrbuches. Der achtjährige Julian und die sechsjährige Amelie, die mit ihrer Familie am Ortsrand von Pannesheide leben, lieferten ein schönes Beispiel dafür. Diese Zeitung berichtete im Juni darüber, welche Entdeckung die beiden Geschwister damals gemacht hatten: Steine im Wald, welche sich nach Befragung von Bewohnern durch die Kinder und ihrer Mutter sowie Recherchen des Heimatvereins Kohlscheid als Grenzsteine zwischen Besitzungen von Haus Heyden und umliegenden Anwesen erwiesen.

Erich Hallmann vom Heimatverein Kohlscheid war von der Neugier der Kinder so angetan, dass sie auf seine Vermittlung hin jetzt noch näher rankamen an das von ihnen schon staunend wahrgenommene Schloss Heyden. In dessen Nähe hatten Julian und Amelie ihren Fund ja gemacht. Hallmann konnte Meino Heyen, der Haus Heyden 2000 erworben und umfangreich renoviert hatte, als Begleiter und Erklärer für die wissbegierigen Kinder in der Nachbarschaft gewinnen. Mit ihrem historischen Führer tauchten Julian und Amelie tief in die Geschichte der früheren Herrschaft Heyden innerhalb des früheren Herzogtums Jülich ab 1312 ein.

Die Kinder hatten einige Grenzsteine mit den Buchstaben „V" und „B" gefunden, und nun erklärte Meino Heyen ihnen, was es mit dieser Beschriftung auf sich hat: Sie stehen für die Familie von Bongart, welche die Herrschaft mit voller Gerichtsbarkeit bis zum Zerfall des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und der territorialen Neuordnung - zuerst 1794 durch die Franzosen, dann 1815 durch die Preußen - hier innehatten. Die Familie von Bongart, die sich bereits in der frühen Neuzeit um die Kohleförderung im Heydener Ländchen verdient gemacht hatte, kam dann Anfang des 20. Jahrhunderts in den Privatbesitz der einstigen herrschaftlichen Wasserburg im Amstelbachtal. Doch schon 1926 wurde sie an den damaligen EBV-Generaldirektor Westermann verkauft. In den 1980er Jahren und vor dem Kauf durch den jetzigen Eigentümer wurde die Anlage von einem Bio-Bauern bewirtschaftet.

Meino Heyen, der nach Erwerb der Burg die Reste des Bergfrieds und den letzten der vier Rundtürme gründlich restaurieren ließ, erzählte den Kindern auch von weniger schönen und zerstörerischen Zeiten in ihrer Heimatregion.

Im 30-jährigen Krieg schwer beschädigt

So wurde Schloss Heyden, eine der damals größten Wehranlagen in der Aachener Region, im von 1618 bis 1648 andauernden 30-jährigen Krieg schwer beschädigt. Mit Ausnahme der Hauptburg wurden die beiden Vorburgen aber schon während des 17. Jahrhundert wiederhergestellt. Durch den Fund der Steine mit den Buchstaben „V" und „B" waren Julian und Amelie zum ersten Male mit der Familie von Bongart in Berührung gekommen und am Ende der sie beeindruckenden Führung Meino Heyens noch einmal eindrücklich: Als der heutige Besitzer nämlich auf das rundbogige Tor an der Südfront der Torburg hinwies. Unter dem großen Dreieck-Giebelaufsatz befinden sich nämlich auf einer Steinplatte das Wappen der Familie von Bongart und mit „1656" die Jahreszahl deren Entstehung.