Am Ehrenmal
Die seit 1912 für öffentliche Bedürfnisse reservierte Freifläche blieb erhalten, weil der Gemeinderat es 1930 ablehnte, dort einen Kinderspielplatz anzulegen. Im April 1933 beschloß der Gemeinderat, die Straße an der nördlichen Seite des heutigen Ehrenmals Roonstraße, und die an der südlichen Seite Blücherstraße zu nennen. Die Freifläche selbst, das heutige Ehrenmal, wurde mit dem gleichen Gemeinderatsbeschluss in eine Platz- und Parkanlage umgewandelt, die den Namen Adolf-Hitler-Platz erhielt.
Erste Überlegungen, in Kohlscheid ein Ehrenmal für die Gefallenen zu errichten, stellte der Gemeinderat bereits 1915 an. Doch dauerte es dann noch länger als 20 Jahre, bis am 30. August 1936 auf dem Adolf-Hitler-Platz in einer Feierstunde der Grundstein zu einem Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges gelegt werden konnte. Der Entwurf stammte vom Kohlscheider Bürgermeister Karl Gibbels, einem Architekten.
Man schuf 1936 mit diesem Ehrenmal "unter dem Himmelsgewölbe einen Kultraum". In das weite, unregelmäßige Geviert der umlaufenden Straßen dehnt sich ein Aufmarschfeld aus, "dem Langschiff einer Kirche vergleichbar", das in seiner Achse auf einen Klinkerblock im Hintergrund ausgerichtet ist, der wie ein wuchtiger Altar wirkt. Die schmucklose Fläche des Blockes trägt neben fünf Eisernen bzw. Hakenkreuzen aus Basalt, die als Kranzträger ausgebildet sind, in schlichten Buchstaben den Text: "Euer Tod unser Leben". Das rechteckige Vorfeld hat links und rechts ca. 1 m tiefe Sockel, die sich bis zum Klinkerblock hinziehen.
Auf ihnen ruhen 330 braunrote Keramiktafeln; sie sind wie "auf dem Exerzierplatz ausgerichtet". Auf ihnen sind, nach dem Alphabet geordnet, der Name, die Daten von Geburt, Truppenteil und Tod eines jeden Gefallenen verzeichnet. Die vor dem eigentlichen Mal eingetiefte Rasenfläche schafft den nötigen Abstand zum Aufmarschfeld. So beschreibt Bürgermeister Gibbels selbst das von ihm in nationalsozialistischem Geiste geplante Ehrenmal. Ein Ehrenmalausschuß unterstützt die Baumaßnahmen. Dr. med. Paul Rosenbaum gelingt es, in und mit diesem Ehrenmalausschuß die unterschiedlichsten Gruppierungen der Kohlscheider Bevölkerung anzusprechen, die das Ehrenmal bald als ihr Ehrenmal annehmen.
Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurden nicht nur die Inschrift auf dem Steinblock und die Hakenkreuze auf den Basaltkranzhaltern, es wurden auch die noch wenigen erhaltenen Keramiktafeln entfernt. Auf dem Ehrenmalgelände wurden, wahrscheinlich nicht nur der Not der Zeit gehorchend, Gärten angelegt, die aber bald wieder verschwanden. Zu ernsten Auseinandersetzungen kam es im Rat der Gemeinde, als 1962 zu der neuen Inschrift "Die Toten mahnen, nie wieder Krieg" ein Kreuz angebracht wurde. Heute ist die große Fläche vor dem Ehrenmal, einst als Aufmarschplatz "zur Feier der großen Tage der Volksgemeinschaft im Jahreslauf" gedacht, in einen schmucken parkähnlichen Platz umgewandelt, der auch der Freizeit der Bürger dienlich ist. Beginnend mit dem Jahre 1945, der Zweite Weltkrieg war gerade 23 Tage zu Ende, feiert die Pfarre St. Katharina hier in jedem dritten Jahr das Fronleichnamsfest. Auch nach der kommunalen Neugliederung treffen sich hier Jahr für Jahr Abordnungen der Kohlscheider Vereine, um am Volkstrauertag gemeinsam der Toten der beiden großen Kriege zu gedenken.
1934 kaufte die Post hier ein Grundstück, auf dem bis 1935 ein neues Postgebäude errichtet werden sollte; es wurde aber erst nach dem Kriege, am 15. Dezember 1951, fertiggestellt.
Von 1941 bis 1944 befand sich Am Ehrenmal 8, heute Damensalon Fleu-Schluckebier, die Gemeindebücherei; sie löste die inzwischen verbotene Bücherei des Borromäusvereins an St. Katharina ab. Mit dem 1. August 1945 war in den Räumen dieser Gemeindebücherei bei drangvoller Enge das Postamt für Kohlscheid untergebracht, bis es 1951 den oben erwähnten Neubau beziehen konnte (siehe: Einsteinstraße).