Heimatverein Kohlscheid 1932 e.V.
Heimatverein Kohlscheid 1932 e.V.
Kohlscheider Geschichte bewahren – Heimat erleben

Hangstraße Schweyer Hof

An der heutigen Hangstraße liegt der Schweyer Hof; er gehört wie Dornkaul, Mühlenbach und Forensberg zu den alten, bedeutenden Kohlscheider Gütern. Vom Hof Schweyer ist das nach einem Schlußstein 1716 errichtete Hauptgebäude (Hangstraße 1-3) erhalten. Die zweiflügelige Backsteinanlage mit Bruchsteinsockel trägt ein Krüppelwalmdach. Der zweigeschossige Bau hat 5:2 Achsen, Blausteingewände und ist geschlämmt. Das Haus ist in Privatbesitz.

Erstmalig wird das Gut 1557 erwähnt. In diesem Jahre ist es im Besitz des Freiherrn Wilhelm von Harf, Herr von Alsdorf und Hurt. Im April 1645 treiben nicht nur vier hessische Soldaten die Schafherde des Schweyer Hofes weg, anschließend versuchen auch Soldaten dieser Einheit, den Hof zu stürmen und zu brandschatzen. 

Die Kämpchener Köhler können dies jedoch verhindern, nachdem die Frau des Pächters Franz Horbach die Bergleute zu Hilfe holte. Den Nonnen der Abtei Burtscheid muß der Pächter des Hofes Schweyer 1675 und 1676 Kohlen aus der Grube Mespel in das Kloster vor dem Aachener Marschiertor in der Aachener Heide bringen. 1690 ist Anna Maria Schrörer, verwitwete Speckheuer aus Aachen, Miteigentümerin von Schweyer. 

Das Gut wird 1699 wegen Erbstreitigkeiten unter den Nachkommen derer von Harf versteigert - es wechselt für 3.800 Reichstaler den Besitzer. 1739 unterhält ein Herr von Pennê auf Schweyer Hof ein Bergwerk, ohne belehnt zu sein. 1749 gestattet ein Herr von Pelser, daß ein unter Schweyer Hof bearbeitetes Flöz bis in den Dornkauler Acker abgebaut werden kann. 

Um 1800 ist der Schweyer Hof im Besitz der Jesuiten. 1801 hat das Gut 14 Bewohner. 1833/34 können direkt neben dem Hofgebäude noch zwei alte Bergwerksschächte festgestellt werden, drei weitere liegen in ca. 120 m Entfernung. Im Jahre 1852 ist die Vereinigungs-Gesellschaft für Steinkohlenbau im Wormrevier Eigentümer des Gutes, das einen Wert von 34.874 Taler hat. Pächter auf dem Gut ist 1856 der Ackerer Josef Wanheims; nach dem Tode von Dr. Kremer (siehe: Pannesheider Straße) wird er am 23. Februar 1857 zum beigeordneten Bürgermeister ernannt. 

Weil er aber wenig später nach Siersdorf verzieht, folgt ihm der Ackerer und Grubenkassierer Sebastian Göbbels im Amt. Der Hof hat 1858 und 1859 ein Wirtschaftsinventar mit einem Wert von ca. 5.300 Taler. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dient Schweyer den Bediensteten der Vereinigungs-Gesellschaft als Wohnung, so 1888 dem Steiger Heinrich Frohn, tätig auf der Grube Kämpchen.