Kohlscheid im April 1934
01.04.1934 Als Aprilscherz erscheint in der Zeitung eine Nachricht, in der Ausgesagt wird, daß auf dem Sportplatz an der Turnhalle eine Schwimmanstalt errichtet wird, die das hierzu benötigte Wasser mit einer Pumpenanlage aus den ehemaligen Tiefbauen der Grube Langenberg zu Tage fördert. Nach Aussagen eines Fachmanns erübrigt sich sogar die Aufbereitung des Wasser. (WB, 31.03.1934)
Lehrer Pöllen, seit dem 01.04.1909 in Kohlscheid an der gleichen Schule tätig, feierte im Kreise seiner Kollegen das 25jährige Ortsjubiläum. Er erhielt ein von der Lehrerschaft gespendetes Bild des Führes, "dem Erzieher der Erzieher". Die Kapelle Schings gestaltete den musikalischen Teil der Feier. (WB, 29.03.1934)
Der Förderung von Kohle werden ab heute enge Grenzen gesetzt. Das "Wurm-Ruhr-Abkommen" verlangt das Einfrieren der Aachener Kohlenförderung auf den Stand von 1933 und das so lange, bis der Ruhrbergbau 60% der Vorkriegsförderung erreicht hat. Das Einkommen im Wurmrevier liegt ca. 10% unter dem Verdienst der Bergleute des Ruhrreviers. (Gasten, E., Dissertation, S. 234f.)
03.04.1934 Der gemeindliche Beschlußausschuß sieht eine Kanalsanierung der Weststraße von der Bismarkstraße bis zum Hindenburgplatz vor. Auch sollen die Moltkestraße von der West- bis zur Paulusstraße, der Hindenburgplatz bis zur Bardenberger Straße und die Südstraße vom Hindenburgplatz bis zur Schillerstraße kanalisiert werden. Ebenfalls ist eine Instandsetzung der Bürgersteige vorgesehen. Polizeikommissar Georg Esser tritt in den Ruhestand. 1906/07 war er als Polizeibeamter in Neuwied beschäftigt, seit dem 1.April 1907 ist er in Kohlscheid tätig. Während des Ruhrkampfes wurde er von der Besatzung mit seiner Familie ausgewiesenund mußte rechtsrheinisch eine Wohnung nehmen. Erst im April 1924 wurde es ihm erlaubt, wieder nach Kohlscheid zu kommen. Georg Eisen ist ein pflichtgetreuer Beamter. (WB)
04.04.1934 Es wird von einem lebhaften Schmuggelverkehr berichtet. In Kohlscheid wurden zwei Schmuggler mit 45 kg Kaffee aufgegriffen. (WB)
Betrunkene versuchen die Umzäunung der evg. Kirche umzureißen. Sie werden in Gewahrsam genommen. (WB, 06.04.1934)
Franz Sistemich aus Kohlscheid spricht beim Heimatverein zum Thema "Streifzüge durch den Berbau an der Wurm". (Im September 1933 vorgesehener Termin). (Sammlung Sistemich, KoLok 22.09.1933)
05.04.1934 Edmund Plaßmann (Kaiserstraße 79) wurde durch den Regierungspräsidenten die Berufsbezeichnung Baumeister zuerkannt. (Aachener Rundschau, 06.04.1934)
06.04.1934 Die Polizeibeamten von Kohlscheid und die Angehörigen der Gemeindeverwaltung verabschieden sich in der Gaststätte "Vier Jahreszeiten" von Polizeikommissar Georg Eisen, der in den Ruhestand tritt. Die Ansprache bei der Feier hält Bürgermeister Gibbels. Ein Waldbrand zerstört in Kohlscheid eine 0,32 ha große, sechsjährige Fichtenkultur. Die Ursache des Brandes ist nicht bekannt. (WB, 07.04.1934)
07.04.1934 Bei Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der Gemeinde werden 120-130 Unterstützungsempfänger eingesetzt. (WB)
09.04.1934 Bei der Durchsuchung der Scheunen in Kohlscheid wurden drei Bettler bzw. Landstreicher aufgegriffen. (WB, 09.04.1934)
10.04.1934 Der Heimatverein Kohlscheid hat heute seine letzte Veranstaltung des Winterprogramms. Franz Sistemich nennt seinen Vortrag "Streifzüge durch den Bergbau an der Wurm". (WB, 09.04.1934)
11.04.1934 Die NS-Frauenschaft Kohlscheid hat um 19.30 Uhr einen Heimatabend mit Musik, Vorträgen und Liedern. Zu dieser Pflichtversammlung für Mitglieder sind Gäste herzlich willkommen. Die Begrüßung erfolgt durch den Ortsgruppenleiter der NSDAP. Von den Arbeitsgruppen 1 und 10 wurde die Veranstaltung vorbereitet. In zwei Vorträgen werden die Themen "Rasse und Religion" sowie "Das Volksvermögen geht durch die Hand der Frau" behandelt. Es singt der Frauenschafts Chor, es spielt das Mandolinenorchester der Wander- und Unterhaltungsgesellschaft "Scheeter Jonge". (WB, 10.04. und 13.04.1934)
12.04.1934 Die Gemeinde verkauft das lebende und tote Inventar ihrer Ökonomie, um einem jungen Landwirt, der die Ökonomie pachten kann, eine neue Existenz zu ermöglichen. (WB, 13.04.1934)
13.04.1934 Die NSV hat in Kohlscheid 150 Mitglieder. Der Bauer Joseph Honnie aus Berenberg ist Mitglied des Kreisverwaltungsgerichts. (WB)
14.04.1934 Die Liedertafel feiert ihr 50jähriges Bestehen. Unter Lehrer Dankler hat sie nach dem Krieg einen großen Aufschwung genommen. Der Erlöß der Veranstaltung wird für das neue Ehrenmal gestiftet. (WB, 20.04.1934)
16.04.1934 Die NS-Frauenschaft Kohlscheid veranstaltet Nähabende. (WB)
17.04.1934 Die Ortgruppenleitung der NSDAP lädt alle Führer der bisherigen Maigruppen in die Tonhalle ein. Die Maifeier soll wieder werden, wie sie z. Z. der Eltern war, ein Fest des bodenständigen Volkes. (WB, 16.04.1934)
21.04.1934 Bei Gillessen ist eine öffentliche NSDAP-Versammlung, zu der Pg, Zimmer aus Köln als Redner anreist. Er führt in dem überfüllten Saale die Ziele der Partei vor. (WB, 21.04. und 24.04.1934)
23.04.1934 In Kohlscheid wurde ein PKW festgestellt, der mehrere eingebaute Schmuggelverstecke für Kaffee besaß. (WB)
24.04.1934 In der Nähe von Schweyerhof soll ein Eisenbahnwaggon als Wohnung aufgestellt werden. Vor Schweyerhof kam es zu einem Transportunglück.
Dem Beschlußausschuß in Kohlscheid gehören an: Egidius Gillesen, kfm. Angestellter, als örtlicher Leiter der NSDAP; Hans Dobat, Angestellter, als rangältester Führer der SA; Walter Hesse , Wohnungsverwalter, als Arbeitgebervertreter; Kasper Simons, Bergmann, Josef Sinitski, Bergmann u. Matthias Jos. Lejeune, Nadler als Arbeitnehmer vertreter; Wilhelm Forst, Kinobesitzer und Gerhard Ritzen, Elektriker, als Vertreter von Einzelhandel und Handwerk; Josef Honnie, Landwirt, als Vertreter der Bauern; Dr. Paul Rosenbaum, Arzt, und Heinrich Jansen, Rentner, als verdiente und erfahrene Männer. (WB)
26.04.1934 Die Straßensammlung für das Deutsche Jugendherbergswerk erbrachte in Kohlscheid 79,34 RM. (Aachner Rundschau)
27.04.1934 Die Schuldeputation genehmigt die Zurücksetzung von 13 Schulanfängern bis Ostern 1935. An der Schule in Pannesheide kann ein vierter Klassenraum in der Wohnung des Hauptlehrers Koch eingerichtet werden, wenn dess Eigenheim fertig ist und bis dahin die Zuschüsse und Darlehn hierzu gewährt sind sowie die jetzige Hilfslehrerin durch die Regierung bis nach grundlegender Neuregelung der Schulverhältnisse zu Ostern 1935 in Pannesheide belassen wird. (Ako 2-159)
29.04.1934 Bei dem vom MGV Liederkranz Würselen veranstalteten Wettsingen erreicht MGV Eintracht aus Kohlscheid in der Wertung Landvereine einen fünften Platz. (Aachener Rundschau, 12.05.1934)
Die Vereinsbank e.G. m.u.H. Kohlscheid, wird mit den neuen Vorstellungen vertraut gemacht und übernimmt ohne Diskussion und einstimmig das Musterstatus des Reichsverbandes der Deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften (Raiffeisen) e.V. Berlin. Weisungsgemäß, Dr. Rosenbaum kann es trotz eifrigsten Einsatzes nicht verhindern, müssen als Verlustanteile von den 1931 aus der Genossenschaft ausgeschiedenen Mitgliedern 263,10 RM, 1932: 463,75 RM, 1933: 250,00 RM nachgefordert werden. (Hündgen, VB, S. 10f)
30.04.1934 In Aachen ist eine "Braune Messe". Sie wird von der NS-Frauenschaft Kohlscheid besucht. Der Fahrpreis wurde auf öffentlichen Verkehrsmiiteln um die Hälfte ermäßigt. (WB)
04.1934 Da seit Jahren Diphterie gehäuft vorkommt, wurde nach Ostern alle Klein- und Schulkinder gegen diese Krankheit geimpft. (SchulKlink)
Auf Burg Wilhelmstein findet eine Vereidigung auf Adolf Hitler statt. Standarten Führer Frowein nimmt sie vor. An ihr nimmt Küpper aus Kohlscheid teil. (Ako 2-487)