Heimatverein Kohlscheid 1932 e.V.
Heimatverein Kohlscheid 1932 e.V.
Kohlscheider Geschichte bewahren – Heimat erleben

Pannesheider Strasse

Pannesheide

Die Pannesheider Straße verläuft in unmittelbarer Nähe und etwa parallel zur Staatsgrenze zwi-schen dem Königreich der Niederlande und der Bundesrepublik Deutschland. Diese Grenze wurde nach dem Wiener Kongreß (1815) geschaffen, man griff dabei aber auf die bereits bestehende Grenze des Departements Roer zurück, die ihrerseits wieder seit dem 14. Jahrhundert ein Teil der nördlichen Grenze der Herrschaft Heyden gegen das Gebiet der Abtei Klosterrath war. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts heißt der untere Teil der Pannesheider Straße noch Mühlenweg; denn er führt zur Untermühle, der heutigen Beckers Mühle, einst auch Teutenmühle oder Teuter Mühle genannt.

Den Namen hat die Straße von der Ortschaft Pannesheide, die seit jeher an der Grenze lag und somit in ihrer Entwicklung, gerade wegen dieser Grenzlage, stark behindert wurde. 1659 ist Pannesheide eine kleine Streusiedlung, die "Pannhuß oder Doutzenberger Heyden" heißt und in ihrer Gemarkung bereits Bergbau auf Steinkohlen kennt. 

1802 zählt die Ortschaft Pannesheide 312, im Jahre 1803 nur 301 Einwohner. Nach Gründung der selbständigen Pfarre St. Katharina in Kohlscheid (1804) wird im Jahre 1806 "Unterpannesheide" von "Oberpannesheide" abgetrennt. Viehweg und Pützweg bilden die Grenze. Unterpannesheide gehört nun zur Pfarre Horbach. Der Weg zur damaligen Pfarrkirche in Horbach beträgt für die Bewohner von Unterpannesheide "35 Minuten". Wegen des Pfarrprinzips gehören die Kinder aus Unterpannesheide nun zum Schulbezirk Horbach. Hier befindet sich für die Unterpannesheider auch der Friedhof. Die Kinder aus Oberpannesheide besuchen die Schulen in Kohlscheid.

1836 arbeiten aus Unterpannesheide acht Kinder, acht bis zwölf Jahre alt, als Nadler. In Oberpannesheide wohnen 1836 sieben Bergarbeiterfamilien mit 13 schulpflichtigen Kindern; zwei dieser Kinder arbeiten als Bergleute, vier als Nadler. Die beiden hier ansässigen Nadlerfamilien haben drei schulpflichtige Kinder, von denen keines im Bergbau, wohl aber ein Kind als Nadler tätig ist.

 Im Ortsteil Pannesheide beginnt die Evakuierung am 11. September 1944 schon recht früh, weil der Ort vor dem Westwall und damit im Schußfeld liegt. Kohlscheid fällt erst am 16. Oktober 1944 in die Hände der Amerikaner. Zehn Tage vorher tauchen in Pannesheide die ersten amerikanischen Soldaten auf. Bis zum 10. Oktober 1944 besetzen sie das Gelände, das vor dem Westwall liegt.

Im Straßeneinmündungsbereich Pannesheider Straße / Roermonder Straße liegt das Zollamt, das 1932 durch Umbau in etwa sein heutiges Aussehen erhält, wenn man von einigen Änderungen absieht, die nach 1960 vorgenommen werden. Schon am 15. Dezember 1918 wird das Zollamt von französischen Soldaten, sie stehen unter dem Kommando eines Leutnants, besetzt. Die Soldaten nehmen in Pannesheide Quartier, denn ihnen obliegt auch die Bewachung der Grenze. 

An der Ecke Pannesheider Straße und der "Schlack", letztere ist als Verlängerung der Haus-Heyden-Straße anzusprechen, liegt das Pannhaus, ein ehemaliges Brauhaus. Ein Pannhaus auf der Doutzenbergheide, in der Mundart "pannes" genannt, gab dem Ort Pannesheide den Namen. Hof und Brauhaus wurden Ende des 16. Jahrhunderts erbaut. Die einst strohgedeckten Fachwerkbauten fielen den Flammen zum Opfer. Die heutigen Grundmauern sind noch aus Bruchstein, während das übrige Bauwerk in Backstein aufgeführt wurde. Das Alter des Hauses verrät ein Schlußstein mit der Jahreszahl 1741 und dem Zusatz: Bernhard Vaeßen - Maria Meyer. 1741 war das Haus im Besitz des Brauers und Fruchthändlers Matthias Kuckelkorn und wurde von den Bockreitern heimgesucht. Es wird aber auch angenommen, daß bei dem Überfall der Bockreiter ein Brauhaus an der Stegelstraße gemeint sein kann.