Heimatverein Kohlscheid 1932 e.V.
Heimatverein Kohlscheid 1932 e.V.
Kohlscheider Geschichte bewahren – Heimat erleben

Weiherstraße Schlammweiher

Über Jahrzehnte dienten die Klärbehälter am Fuße der Berghalde dazu, den aus der Wäsche der Grube Laurweg herrührenden Schlamm mit seinem hohen Anteil an Anthrazitstaub und feinstem Geriß aufzunehmen.

Mit dem Absickern des Wassers lagerte sich in den Becken der Schlamm ab, der als billigster Hausbrand gefragt war.  In Notzeiten wurde diese Kohle als Teichkohle ähnlich wie Torf gestochen und verheizt. Fuhrleute „de Schlammpitte“ transportierten mit ihren Schlagkarren, die mit Kaltblütern bespannt waren, den Schlamm zu den Kunden.

Allerdings belastete das versickernde Wasser in Verbindung mit den sonstigen Grubenwassern von Laurweg den Amstelbach aufs höchste. Die Ablagerungen von schwarzem Material setzten sich an den Abhängen des Amstelbaches fest. Neben den ungeklärten Abwässern von Richterich, Uersfeld, Bank, Wilsberg, Horbach, Mühlenbach und Pannesheide geriet mit dem Wasser von Laurweg auch noch viel Phenol in den Bach. 1956 noch, Laurweg förderte schon nicht mehr, war das Wasser so stark verschmutzt, daß nicht wenige Pfadfinder, die vor den Ferien bei Haus Heyden ein Lager hatten, in ihren Feriengebieten unter Ruhr litten. Die Schreckensmeldungen hierüber erreichten das Gesundheitsamt aus Berlin, Norddeutschland, Bayern, Österreich uns aus Italien. Sie gaben den Ärzten im Gesundheitsamt so lange Rätzel auf, bis das Pfadfinderlager am Amstelbach ausgemacht war. Durch die Anlage eines Klärwerks hat sich die Situation das Baches grundlegend geändert, nachdem auch Laurweg und seine Brikettfabrik ausfielen.

In den ersten Jahren nach dem zweiten Weltkrieg litten die Menschen unserer Heimat nicht nur unter Hunger. Es mangelte auch an Hausbrand. Bei Dunkelheit zog die Bevölkerung scharenweise mit Handwagen durch die Kaiser- und Weststraße, um in Wilsberg Schlamm zu „organisieren“. Die Werkspolizei des EBV stand den „Dieben“ (oft bewußt) wehrlos gegenüber. Die Straßenbahn legt in dieser Zeit einen eigenen Gleiskörper durch die Weiherstraße und transportierte den Schlamm nach Aachen, damit dort die Krankenhäuser und andere öffentliche Einrichtungen beheizt werden konnten. Als Laurweg seine Förderung senkte und später beendete, reichte der Wilsberger Anthrazitschlamm nicht mehr aus, um die Nachfrage zu befriedigen. Weil auch Gouley Anthrazit förderte, gab es von der Qualität her nichts zu beanstanden, als die Fuhrleute nach Morsbach auswichen. Echte Probleme gab es dann, als Schlamm aus Alsdorf herangeholt wurde, der sich für den Hausbrand nur schwerlich eignete. Wenn man vorher Anthrazitschlamm verfeuerte und nun den Unterschied feststellte.

Erinnerungen: Es darüber geklagt, daß in Aachen eine Karre Schlamm, die in Kohlscheid am Weiher 40 M erstanden wurde, 300 M kostet (1920). Wegen des kalten Winters im Januar 1938 schon nachts 40 bis 50 Wagen und Karren in der Weiherstraße, um an den Schlammweihern in Wilsberg preiswertes Brennmaterial zu laden (1938)

An der Luft wurde der Schlamm immer fester. Wie Torf wurde die Masse in Form gestochen, vergleichbar mit einem Kastenbrot. Das Endprodukt war so etwas wie „arme Leute Kohle“. Abends wurde „der Schlamm“ in Zeitungspapier eingeschlagen (später in nasses Zeitungspapier) und auf das noch glimmende Feuer gelegt.